Grainau, Zugspitz Ultratrail 100km, 5380 Hm - Bericht von Horst

Jipie ey yeah Schweinebacke, drin das Ding. Die zentnerschwere Last von drei Punkten, für den UTMB 2015 (Ultra Trail Mount Blanc), fällt von meinen Schultern direkt auf mein Punktekonto als ich um 22.56 Uhr durch den Zielbogen in Grainau tanze. Super gelaunt komme ich nach 100 km und 5380 Höhenmetern sowie 15 Std. 38 Min. und 51 Sek. ins Ziel des diesjährigen Zugspitz Ultratrail.

Freitag 20.06.14:
Drei Wochen Sonne und kaum ein Tropfen Regen, aber kaum nähert sich einer meiner Starts ändert sich das Wetter. Anreise und Zelt aufstellen im strömenden Regen und die Frage: Warum ist das so? Egal, wichtig ist keine Gewitter, kein Abbruch des Rennens, ich brauche diese verdammten 3 Punkte.

Samstag 21.06.14:
Die Regenwolken des Vortages und der Nebel beginnen gerade, sich zu verziehen. Der Wetterbericht ist mit 23 Grad Sonne optimal. Konsequent, durch viele Bergläufe am Schliersee und Tegernsee, sowie in Vorarlberg und Südtirol vorbereitet, super regeneriert und hoch konzentriert sowie motiviert stehe, ich um 7:15 Uhr am Start. Der vorerst sportlich längste Tag des Jahres kann beginnen, der Berg ruft und ich bin da, voll da. Das Höhenprofil im Vorfeld genau studiert. Welche Verpflegungsstellen nutze ich um den Trinkrucksack zu füllen? Wie viel Gel und wann? Nur nicht zuviel Zeit an den Verpflegungen verlieren! Ich möchte zwar sicher finishen, aber mindestens 1,5 bis 2 Std. schneller als 2012. Soviel zur Theorie. In der Praxis warf ich mein Zeitziel bereits nach 13 km über den Haufen und bereits nach 25 km begann auch schon der Kampf mit dem Krampf. Glücklicherweise war in dieser Phase des Rennens keine längere flache Passage vorhanden, sodass ich bei permanenter Spannung der Muskulatur den Oberschenkelkrampf ganz gut in Schach halten konnte. Nach etwa 50 km hatte ich den Krampf dann endgültig überstanden, ab hier versuchte ich auch, das Tempo etwas anzuziehen. Auch die Auswahl der Verpflegungsstellen, zum Auffüllen der Trinkblase im Rucksack, änderte sich übrigens unterwegs.
Geplant war jede Zweite, genommen habe ich jede außer der Ersten und der Letzten. Die Zielzeit rutscht hier mit einem mal ganz weit aus dem Focus und der Weg wurde zum Ziel, ich ließ mir Zeit an den Verpflegungen und nahm alles zu mir, was angeboten wurde. Egal was es war, ob Wassermelonen, Orangen, Gurken, Tomaten, Wurst oder Käse, auf alles musste in jedem Fall Salz. Wie gut eine Wassermelone mit Salz schmeckt, ist eigentlich unvorstellbar.
Da mir aus dem Jahr 2012 keinerlei Splitzeiten mehr bekannt waren, wusste ich zu keinem Zeitpunkt, wie ich im Vergleich eigentlich liege. Klarheit brachte mir erst das Erreichen der vorletzten Verpflegungsstelle, die ich damals auf jeden Fall erst im Dunklen erreicht habe. Diesmal war die Sonne noch da und so konnte ich auch den Anstieg auf die Alpspitz und den Rückweg zur letzten Versorgung noch im Hellen zurücklegen. Von dort an war jedoch dann der Einsatz der Stirnlampe gefragt, ohne diese wäre kein Laufen mehr möglich gewesen. Flotten Fußes begab ich mich auf den Abstieg und konnte dort, wie schon zuvor in den Abwärtsstücken, noch mehrere Teilnehmer einholen. Der obere Streckenteil des Abstiegs war durch Felsen und Stufen relativ gut zu laufen, lediglich auf dem unteren Drittel waren die Steine mit feuchter Erde überzogen, so dass das zunehmend zur Rutschpartie wurde. Dass die Abwärtsstrecke aber insgesamt schwer zu laufen war, zeigt schon, dass ich für die ca. 5 km Abstieg mit 850 Hm, sowie für die zwei flachen Schlusskilometer immerhin noch 50 Minuten benötigt habe. Alles in allem war es für mich eine ordentlich und solide Leistung, sodass ich mich nun mit Zuversicht auf die 160 km und 6800 Hm im Chiemgau freue.

Zugspitz Ultratrail
Strecke 100 km, 5380 Höhenmeter
Zeit 15:38:51h
Platz 73 gesamt
Platz 28 AK Senior Master Men